Ortsgeschichte

 

Ortsgeschichte
Die Schule
Die Kirche
Der Friedhof
Der (1.) Weltkrieg
Bedeutende Männer der Gemeinde Reigersdorf
Stand der Gemeinde zur Zeit der Anlegung des Gedenkbuches
Öffentliche Einrichtungen/Vereine

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Verfasser dieses Gemeindegedenkbuches ist Alois Nickmann, Oberlehrer in Reigersdorf Nr. 40.
Der handgeschriebene Text wurde wörtlich übernommen.

I. Einleitung:

     Reigersdorf (tschechisch Rejchartice) liegt am Nordhange des Roten Berges in 645 m Seehöhe, 8 km nordöstlich von der Bezirksstadt Bärn und 2,5 km von Hof entfernt. Von dem Dorfe führt eine schön gelegene Straße in Nordrichtung 25 Minuten an die Staatsstraße Olmütz Sternberg-Bärn - Hof - Troppau.
     Nach der Volkszählung vom Jahre 1921 besitzt es 57 Häuser mit 52 Wohnparteien und 261 durchwegs deutschen Einwohnern. (123 ml.u.138 wbl.) Der Religion nach sind die Einwohner röm. katholisch. 

Der Gemeindebesitz von 802 ha. teilt sich in
542 ha Acker
126 ha Wiesen
13 ha Hutweiden
96 ha Wald
25 ha unbebautem Boden auf.


     Der Boden ist zumeist lehmig, schwer und naß. Die Trockenlegung erfolgt durch Dränagen. Er gehört zur 4.-7. Güteklasse und hat welliges Gelände. Von Bodenerhebungen sind zu nennen: Im Südosten der Wachberg (665 m ), im Nordosten der Höllenberg ( 662 m ), im Nordwesten der Grundberg ( 664 m ). Flurbezeichnungen: Vorder- u. Mittelfeld, Hau und Taubenbusch, Stiefmutter, Saubad, Hintergrund, Wachberg, Hofer Gehsteig, der Grund, die Au.
      Der Wald besteht aus Fichten, Tannen und Lärchen und nur wenig Kiefern. Von den Sträuchern sind zu erwähnen: Haselnuß, Weißdorn, Heckenrose und Holunder. Dem Obstbau wurde erst in letzter Zeit mehr Aufmerksamkeit gewidmet und der Ertrag der in den Hausgärten gezogenen Obstbäume (Äpfel, Birnen und Zwetschgen) ist trotz des ziemlich rauhen Klimas ganz schön zu nennen.
Angebaut wird: Sommer- u. Winterweizen, Winter- u. Sommerkorn, Sommergerste, Hafer, Lein Mohn, Kartoffeln, Futterrüben, Kraut, Erbsen, Klee und Kleegrasmischung. 
     An Jagdwild kommt vor: Hasen, Rehe, Füchse, Rebhühner, Birkwild, Fasane wurden in der Gegend schon ausgesetzt, haben sich jedoch nicht erhalten. Der Wildbestand ist nur klein und könnte durch planmäßige Hege vergrößert werden. Da jedoch die Jagd schon jahrelang in ortsfremden Händen liegt, wurde auf Wildhege wenig Gewicht gelegt.

 

II. Ortsgeschichte:

     Reigersdorf wird nach Wolny ohne nähere Angaben 1269 erwähnt. Im Jahre 1397 kommt Reigersdorf unter den zur Herrschaft Sternberg gehörenden Ortschaften vor. Urkundlich befindet es sich als Rychartice (slavische Umformung aus Richartsdorf) in einem lateinischen Privileg d. J. 1410 im Hofer Gemeindearchiv. Im 14. Jahrhundert wird Goldwäscherei und Bergbau betrieben.
   1474 litt es unter Pestkrankheiten und wurde durch die Kreuzzüge arg verwüstet.
   1552 wütet die Pest und das Dorf war fast ausgestorben. Es war ein Teil des Lehengutes Domstadtl und kam mit diesem, nachdem es einigemale die Besitzer gewechselt, wieder an Sternberg. 
   1600 wird der Ort im Urbar Reygersdorff genannt.
Im dreißigjährigen Krieg (1618-1648 ) litt der Ort sehr durch die Kontributionen.
   1640 wird Reigersdorf dem neuen Herrschaftsamte Karlsberg zugewiesen.
   1758 mußten die Reigersdorfer dauernd Vorspanndienste leisten und wurden nach der Schlacht bei Domstadtl zu Aufräumarbeiten des Kampfgebietes kommandiert. Das Erbgericht ist auf Haus Nr. 16 und hatte einen Grundbesitz von 175 Joch = 105 ha. 

Die Besitzer des Erbgerichtes in Reigersdorf:

     1566 ist in einem tschechisch geschriebenen Kaufvertrag Adam Guresa als Erbrichter in Reigersdorf erwähnt.1596 Thomas Öhler , Erbrichter. 1631 wurde das Erbgericht von den Dänen zerstört. Dieses wüste Erbgericht kaufte im Jahre 1691 Simon Halbgebauer zum Preise von 96 Talern. 1661 Hans Geier, 1666 Andreas Krones,( 600 Taler Kaufpreis) 1688 Michael Seidler, 1732 Karl Seidler, ( 600 Taler ), 1763 Ignaz Seidler (600 Taler ), 1795 Franz Seidler (2300 Gulden ), 1830 Franz Seidler ( 3344 Gulden ), 1847 Adalbert Gondella (10000 Fl. ), 1854 Heribert Beier ( 8010 Fl. ), 1855 Josef Heger (4000 Fl), 1865 Josef Krumpholz ( Kaufpreis des sogenannten Kirchenerbes (7000 Fl) 1880 Josef Heger (8000 Fl) 1904 Robert Roßmanith und Wilhelmine R.(10000fl) 1917 Wilhelmine Roßmanith.

     Reigersdorf ist ein ausgesprochenes Reihendorf, dessen Häuser sich zu beiden Seiten der Ortsstraße und des Dorfbaches befinden u. zw. meistenteils mit der Giebelseite der Dorfstraße zugekehrt. Die Bewohner ernähren sich ausschließlich von der Landwirtschaft und sind Bauern (25) und Häusler (14). Die Wirtschaftsgebäude bilden mit den Stallungen, Scheunen, Schupfen und den dazugehörigen Ausgedingerwohnungen einen viereckigen Hof. Die landwirtschaftlichen Arbeiten waren in früherer Zeit meist schwere manuelle Arbeiten, denn die Maschinen haben sich hier nur sehr langsam und spät eingeführt. Während früher das Stroh auf der sogenannten Siedlade zu Häcksel geschnitten ward, wobei das Stroh mit dem Messer durch den Druck der Hand geschnitten wurde, suchte man sich später diese Arbeit dadurch zu erleichtern, daß man einige Messer (meist 3 ) durch eine Drehscheibe in drehende Bewegung versetzte und dadurch das zugeschobene Stroh auf leichtere Art zerschnitt. Diese einfache Maschine, die man Drehlade nannte, wurde im Jahre 1865 hier eingeführt. Das Säen besorgten Männer und Frauen mit der Hand und erst im Jahre 1905 wurde im Dorfe die erste Sämaschine vom Wirtschaftsbesitzer Rudolf Zimmer angekauft, Kaufpreis ? K. Die erste Mähmaschine kaufte Oswald Krumpholz für seine Wirtschaft (Landwirtschaft) im Jahre 1903, die erste Getreidemähmaschine Karl Polzer (? ).
     Einen Haupterwerbszweig bildete vor Jahren der Anbau von Lein. Der Flachs wurde in 4 zur Gemeinde gehörenden Brechhäusern selbst hergerichtet und teils von den Mitgliedern der Bauernhäuser selbst gesponnen. Das dem damaligen Vorsteher Hartel Nr.10 gehörende Brechhaus unterhalb des Dorfes brannte im Jahre 1897 ab, wobei außer der Dezimalwaage nichts gerettet werden konnte. Dieses Brechhaus wurde nicht mehr aufgebaut. Die zwei noch stehenden Brechhäuser dienen jetzt als Strohmagazin. Sie gehören eins zur Wirtschaft Nr. 5 und eins zu Nr. 22 u. 28. 
     Dienstboten: Man unterschied bei ihnen Großmagd, Kleinmagd und Knecht. Eine Großmagd erhielt einen jährlichen Lohn von 12-15 fl, eine Kleinmagd 10 fl und ein Knecht 24 fl. Jeder Dienstbote hatte aber noch das Recht, sich selbst auf dem Grunde des Herrn ½ Metzen Lein zu säen, den sich jeder selbst versorgte und verarbeitete. Hierbei wurde gegenseitig ausgeholfen. Für den Flachsbau galt die Regel, daß der Samen in der Zeit vom 1.IV. bis 13. IV. In die Erde kommen mußte, wenn die Ernte eine gute sein sollte. Nach alter Regel brauchte der Flachs 90 Tage bis zur Reife.
     Bis vor 60 Jahren wurden die Äcker nur mit Stalldünger bedüngt. Im Bedarfsfalle streute man Asche oder Kalkstaub. Eine Kopfdüngung und Düngung mit Kunstdünger kannte man nicht, oder wendete man sie nicht an, trotzdem sich im Ort eine Gipsmühle befand. Der damalige Gemeindevorsteher Joh. Richter ein überaus findiger und tatkräftiger Mann, dem die Gemeinde viel zu danken hat unterhielt eine Gipsmühle. Sie befand sich an der Seite des Pferdestalles des jetzigen Besitzers der Wirtschaft Nr. 10 und wurde durch Wasserkraft betrieben. Zu dem Zwecke legte Richter zwei Mühlteiche an, einen kleinen der sich oberhalb seiner Wirtschaft befand und einen großen der sich an der Stelle der heutigen Dorfkirche und des Gasthauses Hartel Nr. 44 ausbreitete. Die Mühle war Tag und Nacht in Betrieb. Richter besaß 8 Paar Pferde, welche die Fuhrwerkerei besorgten. Den Gips ließ er mit seinen Pferden in Deutschland holen, mahlte ihn und verschickte ihn mit den Fuhrwerken in die Hanna und bis Südmähren, wo er reißenden Absatz fand. So kam es häufig vor, daß die Fuhrknechte, deren Richter immer mehrere besaß, oft erst nach 8 bis 10 Tagen mit Wagen und Pferden wieder heim kamen. Diese Gipsmühle war bis zum Jahre 1860 in Betrieb.
     Die Zeit des Getreideschnittes fiel schon früher so wie noch heute auf Mitte August. Doch war mit dem Einführen des letzten Getreides, der Kartoffeln, , Kraut und Rüben die Arbeit im Bauernhause noch nicht beendet, ja sie ruhte auch im Winter nicht. Ehemals klangen den ganzen Herbst und Winter bis ins Frühjahr hinein das Geklapper der Dreschflegel im Dorf hinab und hinauf. Da gab es je nach der Zahl der Drescher einen ganz bestimmten Takt. Den man in Sprüchlein nachahmte. Z.B. bei drei Dreschern hieß es ,,Koch Grappsupp", vier: ,,Kuchenbacken" u.s.w. Das ausgedroschene Getreide, geputzt, wurde wie noch jetzt, teils für den Wirtschaftsbedarf vermahlen oder verschrotet, teils als Samengetreide aufbewahrt und teils verkauft. 
Der Preis betrug in den 80 er Jahren:
     Korn: 5-6 fl. Weizen: ------- Hafer: 4-5 fl, Gerste: 4-5 fl. Stetig stieg das Getreide, bis es in den Kriegs- und Nachkriegsjahren seine Höchstpreise erhielt: Korn ------- Weizen ------- Hafer ------ Gerste140-160 fl.
     Das Dorf besitzt auch eine Windmühle, die Eigentum der Wirtschaft Nr. 10 ist, auf deren Erbe sie auch steht ( Hofer Kirchsteig ). Die Mühle vollständig aus Holz, wurde vom ersten Gemeindevorsteher Johann (?) Richter auf seinem Erbe erbaut. Sie war als Mahlmühle eingerichtet und arbeitete als solche auch bis in die Kriegszeit ( 1914-18 ). Dreimal brannte sie ab und wurde von Richter immer wieder aufgebaut. Während des Krieges wurde die Mahltätigkeit eingestellt und nur Graupe "geschliffen" und Getreide verschrotet. Sie arbeitete bis zum Jahre 1928, wo ein Gewittersturm sie derart beschädigte, daß ihr Besitzer sie wegen der hohen Kosten sie bis heute nicht wieder in Stand setzen ließ. Die Windmühle ist ein Wahrzeichen des Dorfes und es wäre jammerschade, wenn sie, die ein Orientierungspunkt für Fremde und Einheimische ist, einmal ganz vom Erdboden verschwinden würde. Ein tüchtiges Stück Heimat ginge allen mit ihr verloren! 
Wie oben angeführt wurden alle Getreidesorten zur Gänze mit den Flegeln ausgedroschen. Die erste Dreschmaschine mit Handbetrieb dürfte in unserem Dorfe um das Jahr 1870 vom Besitzer der Wirtschaft Nr. 1 Alois Richter eingeführt worden sein, der bald einige weitere derartige Maschinen folgten. Es waren einfache Maschinen ohne Schüttelwerk, wie sie noch heute ( 1936 ) bei einzelnen Häuslern in Verwendung stehen. Bald suchte man die schwere Handarbeit durch Triebkraft zu ersetzen und verwendete Holzgöppel, von Pferden im Göppelkreis gezogen ( Transmission ), die damals ( 1875 ) von dem Reigersdorfer Tischlermeister Jakob Mader und seinem Nachfolger Franz Hansel hergestellt wurden. Die hölzernen Göppel wurden bald durch eiserne ersetzt und damit Dreschmaschinen und Strohschneidemaschinen betrieben. Im Jahre 1873 tat sich eine Anzahl von Landwirten zusammen und kaufte eine ( die erste ) Dampfmaschine mit einer Dreschgarnitur und droschen den beigetretenen Mitgliedern das Getreide aus. Auch in Hof wo sie noch keinen Dampfkessel besaßen, fand die Reigersdorfer Dampfdreschmaschine viel Beschäftigung. Nach langjähriger Tätigkeit wurde der erste Dampfkessel ( nach Gundersdorf ) verkauft und ein neuer angeschafft (1908); auch eine Dreschgarnitur wurde für den Preis von 9000 fl gekauft. Erst 2 Jahre später (1910) kaufte die Gesellschaft eine Presse für das Stroh dazu um 4000 fl. Erster Obmann der Gesellschaft war Oswald Krumpholz Nr. 5. Seit 1918 Emil Hartel Nr. 19.
     Als dann im Jahre 1921 das Dorf elektrifiziert wurde, verkaufte man den Dampfkessel (Ersteher: Siegmund Krumpholz Nr.2) und erstand einen Elektromotor für den Preis von 11000 Kc. Mit der Zeit schaffte sich jeder Bauer und die meisten Häusler einen eigenen Elektromotor an, auch eine Flegeldreschmaschine wurde angekauft, so daß jetzt eine Dreschmaschine mit Hand- oder Göppelbetrieb nur ganz selten ist.
     Eine bedeutende Einnahmequelle des Landwirtes bildete schon seit jeher die Viehzucht, und zwar Schweinemast und Aufzucht von Jungrindvieh. Die zur Schweinezucht notwendigen Ferkel wurden entweder durch eigene Schweinezucht herangezogen (Rasse; Deutsches Edelschwein) oder auf den Ferkelmärkten in Olmütz und Sternberg gekauft. Dies waren die sogenannten Landschweine. Ein Paar Ferkel kosteten um das Jahr 1900 den Betrag von 1 fl bis 1 fl 70 kr. Während des Krieges stieg der Preis der Jungschweine, so daß ein Paar Ferkel nach dem Kriege bis 1900 kosteten
     Viehpreise um das Jahr 1890: Für ein gemästetes Schwein je nach Gewicht und Qualität 40-50 fl .Eine Kuh 70-75 fl. Gute starke Zugpferde erhielt man für 100-120 fl. Als Gegenüberstellung die Preise, die man für Vieh im Kriege und kurz nach Kriegsende meist nur im Schleichhandel erzielte: Für Mastschweine erzielte man, allerdings im Schleichhandel (und anders wurde seinerzeit fast nichts verkauft) den Preis von 36-42 Per Kilogramm. Ein Pferd galt zu der Zeit (1918) 24000 bis 30000 Die Schweinezucht hat in den letzten Jahren im Dorfe sehr zugenommen und jeder Landwirt hält eine Anzahl von Mutterschweinen. Die letzte Viehzählung im Jahre 1935 ergab in Reigersdorf einen Schweinebestand von 496 Stück.


     Die Schule. 

      In den früheren Zeiten unterrichteten in Reigersdorf die Eltern ihre Kinder selbst, oder es fand sich einer der begabteren Bewohner des Dorfes, der den Unterricht der 
Kinder übernahm. Als aber die naheliegende Stadt Hof darauf drang, daß die Kinder der 
Gemeinde Reigersdorf, die schon damals zum Pfarrsprengel Hof gehörte, nach Hof eingeschult werden sollten, da lehnten sich die Bewohner gegen diese Anmaßung auf und erhoben Protest beim Kreisgerichte in Olmütz, Man vertröstete sie dort, daß man die Sache untersuchen werde und es kam auch im Frühling des Jahres 1785 von Olmütz die sogenannte kreisgerichtliche Kommission die Sache zu Protokoll zu nehmen. Der Sachverhalt wurde untersucht und auch die Strecke von Reigersdorf bis zur Hofer Schule gemessen und gefunden, daß diese Strecke über eine halbe Meile (4,5 km) betrage. Auf Grund dessen wurde die Einschulung nach Hof nicht anerkannt. Die Gemeinde Reigersdorf mußte sich verpflichten ein Schulhaus zu beschaffen. Da die Schülerzahl eine kleine war gab die Gemeinde das Gemeindehaus (das sogenannte Hirtenhaus) her und in diesem wurde bis zum Jahre 1839 der Unterricht erteilt. (Ehemalige Hausnr. 32). Abgebrannt am 7. Oktober 1899. Da jedoch die Schülerzahl von Jahr zu Jahr wuchs, erfüllte dieses Haus im Jahre 1839 seinen Zweck nicht mehr, es wurde verkauft und der Grund zu dem neuen Schulgebäude gelegt, das auch noch im Jahre 1839 fertiggestellt wurde, so daß es noch im Herbste des Jahres 1839 von den Schülern als auch vom Lehrer bezogen werden konnte. Dieses Schulhaus war anfangs mit Schindeln gedeckt; da man aber in die Feuerversicherung eintreten wollte, mußte es mit Schiefer gedeckt werden. Das Lehrzimmer, das Wohnzimmer, eine Kammer, ein Kuhstall und ein Keller und Bodenraum waren die Räumlichkeiten dieses Hauses. Später wurde aus dem Kuhstall ein Zimmer und aus der Kammer eine Küche gemacht. In der Mitte der Straßenseite befand sich der Eingang. Zu diesem führte früher von Nord und Süd je eine hölzerne Stiege. Da diese im Laufe der Zeit faul wurde, ließ die Gemeinde im Jahre 1882 eine neue gemauerte Steinstiege direkt von der Straße aufführen. Der so auf beiden Seiten gewonnene Raum wurde vom damaligen Lehrer Dokoupil eingezäunt wozu die Gemeinde 11 fl beisteuerte, um in einen Garten verwandelt zu werden. Im Lehrzimmer befand sich seit Errichtung des Schulgebäudes ein Kachelofen mit Heizung von außen. Mit der Zeit jedoch entsprach dieser nicht mehr seinem Zwecke und es wurde von der Gemeinde im Jahre 1885 ein eisener Regulierofen angeschafft. Der erste Lehrer, der die im Jahre 1785 gegründete Schule in Reigersdorf bezog, war Paulus Furche, der nach 33jährigem Wirken in Hof begraben ward. Der Gehalt der Lehrer war ein derart geringer, daß sie zu allen möglichen Nebenbeschäftigungen gezwungen waren. Der Gehalt des Furche betrug 42 fl. Als Furche im Jahre 1818 starb , blieb die Schule bis Jänner 1820 ohne Lehrer. Im Jänner 1820 trat Josef Kluger als geprüfter Lehrer seinen Schuldienst in Reigersdorf an. Er wirkte bis zum 30. November 1871 (51 Jahre!), in welchem Jahre er wegen sehr geschwächten Augenlichtes in den Ruhestand versetzt wurde. Vom Jahre 1854 an hatte er 210 fl jährl. Gehalt, als Pensionist erhielt er 300 fl. Am 1. Dezember 1871 trat dann Johann Granzer diesen seinen Dienst hier an, und bezog samt Einrechnung des Ertrages der Schuläcker ein Gehalt von 400 fl.i.J. 
Lehrkräfte die seit Gründung der Schule in Reigersdorf bis 1945 wirkten:

1785-1818 Paulus Furche
1818-1820 kein Lehrer
1820-1871 Josef Kluger
1871-1874 Johann Granzer
1874-1879 Anton Schwarz
1879-1882 Konstantin Dokoupil
1882-1886 Alois Hornung
1886-1905 Franz Lachovsky
1905-1907 Guido Brandt
1907-1915 Ernst Hertl
1915-1916 Angela Kunz
1916-1918 Adolfine Frey
1918-1919 Norbert Benischke - Auguste Seidler - Erwine Kröner.
1919-1920 Johann Benirschke
1920-1925 Oskar Kuntscher
1925-1926 Hedwig Brauner
1926-1931 Max Matzner
1931-1940 Alois Nickmann
1940-1944 Herta Kretschmer (verh. Länger)
1944 Mai bis Juli Fr. Gertrud Rippl
1944-Juli bis Mai 1945 Arthur Siebert.

     Das Schulhaus , das nun bald 1939 sein hundertjähriges Bestandsfest feiern kann, entsprach schon in den neunziger Jahren nicht mehr den Anforderungen die an eine Schule gestellt werden. So schreibt die Schulchronik: " Am 13. April 1893 besichtigte der damalige k.k. Bezirkshauptmann Vischolwitzer mit einem Arzte die hiesige Volksschule und es wurde der Gemeinde der Auftrag erteilt, die sanitären Übelstände in der Nähe der Schule zu beseitigen; auch kam ein Auftrag betreffend des Baues einer neuen Schule."
     Und nun erfolgten alljährlich die behördlichen Aufträge zur Erbauung einer neuen Schule. Im Jahre 1914 erwirkte der damalige Bezirkshauptmann R. Plschek eine Subvention von 7500.- Kronen, ungefähr ¼ der Bausumme. Die von Baumeister Placht aus Römerstadt gemachten Pläne waren schon im Frühjahr 1914 seitens der Behörde genehmigt worden, sodaß dem Bau nichts mehr im Weg stand. Der Bau wurde auch ausgeschrieben und die Offerte am 13. Juni geöffnet. Die offerierenden Baumeister waren: 1.) Baumeister Rieger Bennisch, 2.) Baumeister Kunz Bautsch, 3.) Baumeister Balmer Stadt Liebau 4.) Baumeister Böhm Bärn, 5.) Baumeister Placht Römerstadt, 6.) Baumeister Müller Hof.
Dem Baumeister Hugo Müller aus Hof wurde der Bau übertragen..
In die Schulbaukommission wurden folgende Herren gewählt: Johann Krumpholz, Oswald Krumpholz, Rudolf Blaschke, Franz Hansel, und Josef Kolb.
     Es wurde auch gleich mit der Zufuhr von Ziegeln und Mauersteinen, Sand und Kalk begonnen und der Grund ward ausgehoben. Schon stand die Grundmauer- da erfolgte die 
Mobilisierung. Der Weltkrieg begann und Baumeister Müller muß einrücken und der Bau kommt zum Stillstand. Nun wurden im Laufe der Zeit die vorhandenen Baumaterialien seitens der Gemeinde verkauft, das übrige entwendet und zu Kriegsende 1918 stand die Angelegenheit Schulbau wieder soweit wie viele Jahre zuvor, nur war die Gemeinde im Besitze eines Schulbauplatzes, den sie im Dezember 1913 vom Grundbesitzer Oswald Krumpholz Nr. 5 um den Preis von 600 gekauft hatte.
     Am 1.Juli 1933 erschien eine Kommission mit Herrn Bezirkshauptmann Langer, Herrn Sanitätsrat Poppe und Herrn Bezirksschulinspektor Seidler sowie zwei Ingenieuren, die sämtliche Übelstände der Schule zu Protokoll nahmen. Hierauf erhielt die Gemeinde den strikten Auftrag, an den Neubau einer Schule zu denken. Doch auch diesem Auftrag konnte bis jetzt nicht nachgekommen werden: 1.) Ist trotz Bemühungen allerseits kein Darlehen aufzutreiben und 2.) wurde der von der Gemeinde seinerzeit gekaufte Schulbauplatz infolge zu großer Feuchtigkeit von einer neuerlichen Kommission nicht mehr genehmigt. Verhandlungen mit der Landwirtin Wilhelmine Roßmanith Nr.16 wegen Abtretung eines Teiles ihres Gartens zum Schulbauplatz sind im Gange. Hoffentlich kommt es nun doch bald zu einer Lösung der Schulbaufrage, denn bei der stets ansteigenden Schülerzahl werden die Zustände in unserer alten Schule immer haltloser.


     Die Kirche.  

     Vor dem Jahre 1873 besaß die Gemeinde nur eine kleine Kapelle, in der die Gläubigen ihre Andachten abhalten konnten, in welcher jedoch kein Gottesdienst abgehalten wurde. Weil nun einerseits diese Kapelle baufällig war und anderseits weil die Bewohner von Reigersdorf darnach strebten wenigstens einige Male im Jahr Gottesdienst im Orte zu haben, schritt man an den Bau einer Kirche. Nur der tatkräftigen und umsichtigen Organisation des Kirchenbaus durch den damaligen Gemeindevorsteher Richter ist es zu danken, daß die Gemeinde Reigersdorf im Besitze einer derartig großen und schönen Kirche ist.. Die ganze Kirche wurde durch freiwillige Robot seitens der Gemeindeangehörigen erbaut. Richter der die Seele des Ganzen war, wußte die Bewohner des Dorfes so zu begeistern und für die gute Sache so zu gewinnen, daß alle seinem Rufe folgten und willig diese freiwillige Robot auf sich nahmen.
     Ein solcher Mann fehlt heute in der Gemeinde; die so notwendige Schule würde ebenso leicht und ohne zu große Opfer erbaut. - Ehre seinem Andenken!
     Und nun ging es mit frischem Mut an den Bau des Gotteshauses. Die Bauern schafften mit ihren Fuhrwerken die Baumaterialien herbei und sandten ihre entbehrlichen Leute zur Handlangerarbeit. Die zum Bau benötigten Ziegel brannte Gemeindevorsteher Richter selbst in seinem Ziegelofen der sich unterhalb des Ortes befand. Baumeister -------- aus Odrau begann im Jahre 1870 mit dem Bau. Die Zimmermannsarbeiten leistete ein Neititscheiner. Bis zum Jahre 1873 wurde an der Kirche gebaut und im ---------- dieses Jahres wurde der Turmknopf der Kirche mit dem Kreuze aufgesetzt. Im Turmknopf befindet sich eine Gedenkschrift der damaligen Gemeindevertretung, sowie eine ganz beträchtliche Summe damaligen Geldes.
     Durch die tatkräftige Mitwirkung der Bewohnerschaft stellte sich der ganze Kirchenbau Maurerarbeiten auf 12000 fl. ö.W, ( = österreichische Währung) welcher Betrag auch dem Baumeister ausbezahlt wurde. Das Geld wurde dadurch aufgebracht , daß die Gemeinde einen Teil ihres Waldes schlagen ließ und das Holz verkaufte. Die fertiggestellte Kirche wurde dem hl. Antonius von Padua geweiht und dessen Gedenktag , der 13. Juni, wird noch alljährlich als Ortsfeiertag (kleine Kirmes) festlich begangen. Das Kreuz auf der Spitze des
Turmes spendete der Vorsteher Josef Richter; Anschaffungspreis 100.-fl.
     Alle haben an der Erbauung des Gotteshauses wacker mitgeholfen, nur ein Einziger hatte sich ausgeschlossen: Benedikt Polzer auf Haus Nr.2 weigerte sich, trotzdem er sich seinerzeit verwilligte beim Bau der Kirche mitzuhelfen, auch eine Entschädigungssumme zu zahlen. (Geld wurde auch zur Innenausstattung der Kirche benötigt). Aus dieser Streitigkeit erwuchs eine gerichtliche Klage. Bei der Verhandlung beim Bezirksgericht Sternberg wurde Benedikt Polzer nicht nur für ersatzpflichtig verurteilt, sondern mußte auch die Gerichtskosten zur Gänze bezahlen. Um nun ihre Kirche auch innen würdig auszugestalten, schuf die Gemeinde im Jahre 1903 eine neue Orgel. Diese ist eine Rieger-Orgel, ein einmanualiges Werk Opus 1549 in wundervoller Ausführung. Der Anschaffungspreis betrug -----Kč.-. Nun hat Reigersdorf ein Gotteshaus, mit dem es sich würdig an der Seite einer jeden größeren Landgemeinde zeigen kann und die Bewohner können stolz darauf sein, denn nur durch ihre und ihrer Vorfahren Hände Arbeit war es möglich, ein derartiges Werk zu schaffen! Das letzte Mal wurde die Kirche im Jahre 1931 durch den heimischen Kirchenmaler Schober aus Bautsch renoviert und ausgemalt. Preis 4000.- Gottesdienste wurden in unserer Kirche abgehalten: An den Gemeindegedenktagen (19. März, kleine Kirchweihe- Sonntag nach Anton, zur großen Kirchweihe) ferner am Aschermittwoch, weiters Brautmessen und Totenmessen. Nachmittagsandachten sogenannte Christenlehren mit einem Geistlichen aus Hof finden an jedem 2. Sonntag in der Fasten- und Adventszeit statt. Ohne Priester werden an jedem Sonn- und Feiertagen Nachmittagsandachten abgehalten, ebenso Rosenkranzandachten und Maiandachten an jedem Tag im Monat Mai.


     Der Friedhof.  

     Nachdem die Ortskirche erbaut war, ging die Gemeinde daran, einen Friedhof anzulegen. Die Gemeinde schlug als Platz hierfür den Gemeindegrund Parz. Nr142/2 gegenüber der Wirtschaft Nr.13 des Theodor Krumpholz vor. Da sich jedoch Theodor Krumpholz nicht einverstanden erklärte, so nahe vor seinen Fenstern die Begräbnisstätte zu haben, mußte ein anderer Platz gewählt werden. Theodor Krumpholz kaufte das Grundstück Parz Nr.656 und tauschte es mit der Gemeinde gegen den Platz seinem Hause gegenüber ein und nun wurde im Jahre 1873 auf Parz.Nr.656 der Ortsfriedhof errichtet. Theodor Krumpholz stiftete auch das hölzerne Friedhofskreuz. Die Friedhofsmauer wurde im Jahre 1901 durch den Maurermeister J. Wisur aus Bärn errichtet. Die Gemeinde zahlte ihm für den laufenden Meter 1fl-2Kc aus. Die Mauer wurde mit Überlegsteinen belegt. Das Sezierhaus am Friedhof wurde im Jahre----- aufgeführt. In der Gemeindevertretersitzung vom 24.Mai1930 wurden die Preise für Gräberplätze am Friedhof festgelegt:
          Doppelgrabplatz auf 10 Jahre -30
          Einzelgrabplatz " 15 Kč
          Reihengrab " 3 Kč
          Kindergrab " 2 Kč
     Im Turm der Kirche befanden sich 3 Glocken, die ein sehr harmonisches Geläut ergaben. Zwei dieser Glocken wurden 1878 von der Gemeinde, die dritte von Ignaz Blaschke gestiftet. Von diesem Geläute büßte Reigersdorf zwei Glocken ein. Zwei Glocken mußten den Dienst fürs Vaterland antreten und wurden 1915 von der Militärbehörde konfisziert und abgenommen, zerschlagen und eingeschmolzen gingen sie als Kanonen ins Feld.
Ein von der Gemeinde angelegter Glockenfond, der schon über eine recht beträchtliche Summe verfügt, wird es in absehbarer Zeit möglich machen, daß die Ortskirche wieder zu ihrem vollen Geläute kommt.

 

Der (1.) Weltkrieg:

     Wie ein Blitz aus heiterem Himmel traf im Orte am 29. Juni 1914 die Nachricht von der Ermordung des Thronfolgerpaares Franz von Esthe u. seiner Gemahlin Sophie in Sarajevo. ein. Das an Serbien gestellte Ultimatum wurde nicht zur Gänze eingelöst und dies hatte eine Kriegserklärung Österreichs an Serbien zur Folge. Die allgemeine Mobilmachung wurde am ----1914 proklamiert und die Reservisten rückten am ------1914 zu ihren Regimentern ein.
Bei der ersten Mobilmachung rückten aus Reigersdorf ein: Kolb Franz, Blaschke Rudolf, Hartel Emil 19, Benirschke Rudolf, Zimmer Rudolf, Hartel Rudolf, Hartel Otto, Hampel August.
Frohen Mutes zogen die Männer aus der Heimat fort in der guten Meinung, nach kurzer Zeit wieder gesund zurückzukehren. Doch es kam ganz anders! Es erfolgte Kriegserklärung auf Kriegserklärung an die verbündeten Mächte Österreich und Deutschland, zu denen sich noch die Türkei und Bulgarien gesellte, sodaß nach kurzer Zeit die ganze Welt gegen den Verbund kämpfte. Gar bald kamen auch die ersten Nachrichten von Verwundeten ja von Todesfällen in unser Dorf.
Der erste von den im Felde stehenden Reigersdorfern, der den Heldentod fand, war Franz Kolb, er fiel am 18. September 1914.
     Während des Krieges rückten auf Grund von militärischen Musterungen aus Reigersdorf ein:
Franz Kolb, Sigmund Krumpholz, Wilhelm Benirschke, Josef Krumpholz, Hampel Wilhelm, Karl Morbitzer, Emil Hartel 10, Karl Hartel, Bruno Hartel, Eduard Larisch, Rudolf Zipper, Robert Roßmanith, Johann Krumpholz, Franz Hartel, Otto Hartel, Franz Seidler, Reinhold Seidler, Julius Kolb, Otto Krätschmer, Rudolf Krätschmer, Franz Theimer, Johann Mader, Franz Benischke, Karl Polzer, Franz Polzer, Johann Schramm, Polzer Lothar, Hartel Johann, Johann Langer, Franz Kalig, Edmund Potsch, Eduard Hartel und Rudolf Hartel.
     Wohl stellte sich im Laufe des Krieges im Orte ein Mangel an manchem Artikel ein. So z.B. an Zucker, Petroleum, Schuh- u. Lederwaren und Seife. Doch eine eigentliche Not machte sich hier nicht bemerkbar. Da waren die Bewohner der Städte viel übler dran, denen es an den notwendigen Lebensmitteln fehlte und die zum "Hamstern" gezwungen waren. Viele und viele dieser "Hamsterer" kamen in unser Dorf, um Lebensmittel einzukaufen, von Kartoffeln angefangen bis Fleisch und Speck. Sie fragten nicht nach den gesetzlichen Höchstpreisen, zahlten was verlangt wurde und waren froh, wenn sie nicht leer fortgehen mußten. So zahlte man für 1 g (Ztr.?) Kartoffeln bis zu 100 Kronen, für 1 kg Butter oder Fett bis zu ----- Kronen.
     Als Tauschmittel brachten die Hamsterer Seife, Kerzen, Petroleum u.s.w. mit. Traurig war es für diese Leute, wenn dann auf der Eisenbahn eine Kontrolle ihnen die teuer bezahlten Lebensmittel ganz einfach wegnahm, was oft genug der Fall war. 
     Im Laufe der vier Kriegsjahre fanden gar viele Hausdurchsuchungen durch Amtsorgane statt, Requirierungen wurden durchgeführt und die Leute mußten Getreide, Kartoffeln sowie Vieh liefern; sie bekamen das Gelieferte aber immer bezahlt.
     Als nach Kriegsende die Männer wieder in unser Heimatdorf zurückkehrten, da sah man nicht mehr so heitere Gesichter , denn die Schrecknisse und Strapazen des Krieges hatten sie zu ernsten Männern gemacht. Viele ihrer Kameraden hatten sie verloren und diese fehlten jetzt in ihren Reihen. Und mancher dem es vergönnt war, wieder nach Hause zu kommen, hatte noch lange an den Folgen einer Verwundung oder einer im Felde geholten Krankheit zu leiden.
Unter den Kriegern unseres Dorfes hatte der Tod reiche Ernte gehalten und viele Kinder zu Waisen und Frauen zu Witwen gemacht. Sie, die ihr Blut und Leben für die Heimat geopfert haben, liegen in fremder Erde und keine Freundeshand kann ihre Grabeshügel mit heimatlichen Blumen schmücken. Doch die Heimat wird ihre toten Heldensöhne nicht vergessen!

Unsere Toten des Weltkrieges:

Franz Kolb
Reinhold Seidler
Rudolf Krätschmer
Rudolf Zipper
Franz Theimer
Franz Seidler
Rudolf Hartel
Robert Roßmanith
18.09.1914
04.06.1915
11.06.1915
20.07.1915
12.09.1915
24.09.1915
17.10.1915
25.09.1917
Johann Mader
Lothar Polzer
Johann Hartel
Heribert Hasler
Karl Hartel
      Vermißt:
Karl Morbitzer
Otto Krätschmer
16.04.1918
15.06.1918
18.06.1918
02.09.1918
20.06.1919

15.06.1915
06.09.1915

Für tapferes Verhalten vor dem Feinde wurden ausgezeichnet:

Emil Hartel 19
Reinhold Seidler
Otto Hartel 44
Emil Hartel 10
Otto Hartel 2
kleine Silberne
kleine Silberne
kleine Silberne
kleine Silberne
kleine Silberne


     Um in der Gemeinde ein äußeres Zeichen der Erinnerung an die im Weltkrieg gefallenen Heimatsöhne zu erhalten, faßte man im Jahre 1921 den Entschluß, ein Kriegerdenkmal aufzustellen. Ein recht rühriger Ausschuß unter dem Vorsitze des damaligen Gemeindevorstehers Rudolf Zimmer brachte durch Geldsammlung in der Gemeinde den Betrag von 6000.-  auf und nun wurde das von Steinmetz Bittmann aus Freudental offerierte Denkmal samt Sockel um den Preis von 9000.- angekauft und im Garten des Emil Hartel Nr. 19 aufgestellt.
     Am 12. Juni 1921 wurde das Denkmal in feierlicher Weise enthüllt. Aus Nah und Fern hatten sich zahlreiche Vereine und Gäste eingefunden. Der warm empfundene Nachruf, gehalten von Gemeindevorsteher Rudolf Zimmer, ferner ein Trauerchor des Herrn Schuldirektors John aus Lodnitz, vorgetragen vom Gesangsverein Hof unter Leitung des Lehrers i. R. Rudolf Kirchner, endlich der Musikchor "Gebet vor der Schlacht" Gespielt von der Musikkapelle Zips aus Hof, wirkten in ergreifender Weise auf die Gemüter. 
     Am Nachmittag fand dann zur Erzielung eines Reingewinnes zwecks Deckung der Auslagen ein gut besuchtes Gartenfest statt. Vorführungen des Turnvereins "Teut" aus Hof, sowie eine große Auswahl von Volksbelustigungen trugen zum vollen Gelingen des Festes und zur Unterhaltung der Besucher bei.

 

Bedeutende Männer der Gemeinde Reigersdorf:

      1.) Ignaz Blaschke Ritter von Reigersheim, wurde am 15. August 1795 als Sohn des Theodor Blaschke, (oben wird aber ein Andreas Blaschke als Besitzer von Hnr.22 genannt),
Landwirt in Reigersdorf Nr. 22 geboren. Er besuchte die Volksschule seines Heimatortes und studierte hierauf in Wien und Graz. Nach Beendigung seiner Studien schlug er die diplomatische Laufbahn ein. und erlangte durch eisernen Fleiß und treueste Pflichterfüllung bald hohe Ämter und Würden. So wurde er k.u.k. Hofrat und Statthaltereirat in Salzburg, in welcher Eigenschaft er durch nahezu 10 Jahre den Statthalter von Salzburg vertrat. Wegen seiner Verdienste wurde er im Jahre 1852 zum Ehrenbürger der Stadt Salzburg ernannt und vom Kaiser Franz Josef I. mit dem ........................................................
     Seine rege Tätigkeit und seine großen Verdienste fanden allerhöchste Anerkennung und am 22. November 1853 erhob ihn Kaiser Franz Josef I. in den Ritter- beziehungsweise Adelsstand mit dem Prädikat "Ritter von Reigersheim". Das vom Kaiser eigenhändig unterzeichnete Adelsdiplom mit dem kaiserlichen Siegel, sowie die Ehrenurkunde der Stadt Salzburg befinden sich im Besitze des Hauses Nr.22. Ignaz Blaschke, Ritter von Reigersheim starb unverheiratet am 28. Oktober 1871 in Saalfelden und wurde auch dort beigesetzt.
     Ignaz Blaschke, Ritter von Reigersheim hat für seine Heimatgemeinde Reigersdorf eine Schulstiftung gegründet, deren Abschrift hier verzeichnet sei: 

                                Schulstiftungsurkunde (Abschrift):

Im Namen der allerheiligsten Dreieinigkeit, des Vaters , des Sohnes und des hl. Geistes Amen.
     Wir Endesgefertigten, Schulvorsteher und Stiftungsverwalter, bekennen hiermit, daß bei der zur Pfarrei Hof in Mähren gehörigen Mittelschule zu Reigersdorf von dem Herrn Ignaz Blaschke, Ritter von Reigersheim, jubilierter k.u.k. Hofrat bei seinen Lebzeiten laut schriftlicher Erklärung dto. Salzburg, 1. September 1866, mit folgenden Worten: "In Erwägung daß die Lage der Schullehrer auf dem Lande sehr notdürftig und daß die Beteiligung der ausgezeichneten Schulkinder mit Preisen für die Anregung ihres Ehrgefühls und für ihre Aufmunterung zu einem guten sittlichen Betragen, zum Fleiße und zum guten Fortgange sehr dienlich und zweckmäßig ist, finde ich mich bestimmt, für die Schule in meiner Geburtsgemeinde Reigersdorf, polit. Bezirk und Pfarre Hof des Olmützer Kreises in Mähren, in der auch ich meinen ersten Unterricht genossen habe, folgende Stiftung zu gründen und zu deren Sicherstellung zu übergeben und zwar:
     I.) Zur besseren Dotation eines jeweiligen Schullehrers in Reigersdorf die 5%.österr. Staatsschuldverschreibung (Metall-Obligation) vom 1. Juli 1832 Nr. 16.660 per 500 fl. (sage fünfhundert Gulden Cono(?) Münzr), jedoch mit der ausdrücklichen Bedingung, daß der Lehrer infolge und wegen dieser Stiftung an seinen gesetzlichen und herkömmlichen Bezügen nicht im Mindesten verkürzt werde, indem diese Stiftung nur den Zweck hat, das Einkommen und die Lage eines jeweiligen Lehrers ohne Angreifung des Kapitals durch den bloßen Bezug der davon entfallenden Zinsen einiger Maßen zu verbessern und wohlgesittete, fähige und fleißige Schullehrer für die Gemeinde Reigersdorf heranzuziehen.
     II.) Zur Bildung jährlicher Schulpreise für die ausgezeichneten Schüler der Schule in Reigersdorf 2 Stück jährlich mit 5% in Silber zu verzinsenden österr. National-Anlehens-Staatsschuldverschreibungen jede 100fl-einhundert Gulden- in Cono(?) Münze vom 31. August 1854, zahl, 195.318 und 359.904 mit der Bestimmung, daß die jährlichen Zinsen derselben per 10fl in Cono. M. nach Abzug der Einkommensteuer von der k.k. Lokalschulinspektion (dem Pfarrer in Hof) in Einverständnis mit dem Schullehrer, dem Ortsschulaufseher und der Gemeindevorstehung entweder in baren Silbermünzen oder in dafür angekauften lehrreichen Büchern nach jeder Jahresprüfung an die in Sitten, Schulbesuch, Fleiß, Fortgang ausgezeichnetsten vier Schüler und zwar und zwei Knaben zu und zwei Mädchen verteilt werden. C.M. oder 10fl 80kr. ö.W. nach Abzug der Einkommensteuer von der Lokalinspektion d.i. der Pfarrer in Hof im Einverständnisse mit dem Schullehrer und dem Ortsschulaufseher und Gemeindevorstand in Reigersdorf in baren Silbermünzen oder in dafür angekauften lehrreichen Büchern, die für die Kinder geeignet und gut eingebunden sein sollen, nach jeder Jahresprüfung an die in Sitten, Schulbesuch, Fleiß und Fortgang ausgezeichnetsten vier Schüler und zwar 2 Knaben und 2 Mädchen verteilt werden."
     Zugleich versprechen wir hiermit für die immerwährende Aufrechterhaltung dieser Stiftung , für die gewissenhafte Verrichtung der darauf lastenden Verbindlichkeiten, wie auch für die normalmäßige Sicherheit und ordnungsgemäße Verrechnung des Bedeckungsfondes und des davon entfallenden jährlichen Ertrages in gesetzlicher Ordnung getreu zu sorgen."
Urkund dessen haben wir den gegenwärtigen Schulstiftungsbrief in 3 gestempelten Parien zur Aufbewahrung in der Kirchenlade zu Hof für das hochw. Konsistorium in Olmütz und für den P.T. Herrn Stifter errichtet und die Accoptation (?) und Bestätigung des hochw. F.E. Ordinariats erbeten, worauf eine einfache Abschrift dieser Urkunde der hohen k.k. mährischen Statthalterei zu übergeben ist.
     So geschehen bei der Pfarre Hof am 1. Jänner 1867.
Dominik Wolek m.p. Anselm Hirt m. p. Pfarrer
Zeuge J. Richter m.p. Gemeindevorsteher
Ignaz Krumpholz m. p. Joh. Mader m.p. Ortsschulrat 
Zeuge Josef Kluger m.p. Lehrer
Der gefertigte Stifter erklärt, mit den vorstehenden Modalitäten dieser von ihm angeordneten
Stiftung vollkommen einverstanden zu sein.

Salzburg, am 15. Jänner 1867. 
Ign. Blaschke, Ritter von Reigersheim m. p. jub. k. k. Hofrat, als Stifter.
August Krumpholz m.p. k.k. Oberingenieur u. Baudepartem. Vorstand, als Zeuge. 
Karl Blaschke m.p. k.k. Finanz-Kommissar, als Zeuge.

     2.) Dr. Rudolf Krumpholz  wurde am --------18.-in Reigersdorf als Sohn des Landwirts Josef Krumpholz Nr.5 geboren. Er besuchte das Gymnasium in Troppau und studierte an den 
Universitäten in Wien, Graz, Innsbruck, Berlin und Heidelberg Medizin. Im Jahre ? erwarb er das Doktorat der gesamten Heilkunde.


     3.) Bezirksschulinspektor Julius Kolb, geboren 1885 in Reigersdorf Nr.20 als Sohn des Franz Kolb, Landwirt, studierte an der Lehrerbildungsanstalt in Olmütz, legte daselbst im Jahre 1904 die Reifeprüfung ab. Im Jahre 1908 legte er die Fachprüfung über die I. Fachgruppe, im Jahre 1909 über Violinspiel ab. Seit 1926 ist er Bezirksschulinspektor über die Schulbezirke, Mähr.-Weißkirchen, Neu-Titschein und Mähr.-Ostrau.

 

Stand der Gemeinde zur Zeit der Anlegung des Gedenkbuches.

1.) Häuserverzeichnis:

Hs.Nr.    Name des Besitzers Beruf
 1
 2
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 4
 5
 6
 7
 8
 9
10
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20
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30
31
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33
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39
40
41
42
43
44
45
46
Josef Hickel
Otto Hartel
Wilhelm Benirschke

Josef Krumpholz
August Hampel
Karl Welzig
Amand Brauner
Rudolf Beier
Emil Hartel
Karl Langer
Franz Kalig
Johann Richter
Eduard Larisch
Josef Zipper
Wilhelmine Roßmanith
Reinhold Gebauer
Bruno Krumpholz
Emil Hartel
Wilhelm Hampel
Josef Krätschmer
Rudolf Blaschke
Josef Kolb
Franz Polzer
Rudolf Theimer
Gustav Körper
Franz Benischke
Franziska Mader
Wilhelm Benirschke
Otto Schubert
Sophie Hasler
Johann Hartel
Rudolf Langer
Richard Heinz
Johann Schramm
Josef Mück
Karl Polzer
abgebrannt
Anton Jekel
Gemeinde
Franz Hansel
Gemeinde
Johann Schramm jun.
Otto Hartel

Josef Kluger
Landwirt
Landwirt
    "  

Landwirt
   "
Häusler
Ausgedinger
Straßenräumer
Landwirt
   "
Häusler
Landwirt
   "
   "
Landwirtin
Landwirt
   "
   "
   "
Häusler
Landwirt
   "
Häusler
Landwirt
   "
   "
Landwirtin
Ausgedinger
Häusler
Ausgedingerin
Maurer und Häusler
Häusler
Häusler
Landwirt
Landwirt
Häusler
Schneidermeister
Schulhaus
Tischlermeister
Armenhaus
Häusler
Gastwirt

Landwirt

2.) Die Gemeindevertretung:

     In Reigersdorf besteht seit dem Jahre 1848 eine Gemeindevertretung. Vor dieser Zeit lag die Gemeindeverwaltung in den Händen des jeweiligen Erbrichters, dem immer zwei Geschworene zur Seite standen. 
    Seit dem Jahre 1848 verwaltete die Gemeinde eine von der Ortsbevölkerung gewählte 9gliedrige Gemeindevertretung bestehend aus dem Gemeindevorsteher, zwei Gemeinderäten und 6 Ausschußmitgliedern.
     Der erste Gemeindevorsteher war Josef Richter, Landwirt Nr. 10, der die Interessen der Gemeinde durch viele viele Jahre vertrat (siehe Ortsgeschichte) und der in Anbetracht seiner Verdienste und seiner langjährigen ersprießlichen Tätigkeit als Gemeindevorsteher mit einem Verdienstkreuz ausgezeichnet wurde. Sein Nachfolger wurde Peregrin Polzer, Landwirt Nr. 3 als Gem.Vorsteher von 1891 - 1896. Nun wurde Eduard Hartel, Landwirt Nr. 10, zum Gemeindevorsteher gewählt, der dieses Amt durch 25 Jahre bis 1919 über die schwere Zeit des Weltkrieges versah. Rudolf Zimmer, Landwirt Nr. 13, wurde 1919 zum Gemeindevorsteher gewählt, legte jedoch sein Amt vor Ablauf seiner Amtsperiode im Jahre 1921 nieder. Jetzt wurde Franz Hansel, Tischlermeister Nr. 41, als Gemeindevorsteher gewählt und hatte dieses Amt durch 10 Jahre inne (bis 1931). Bei der im Jahre 1931 durchgeführten Wahl ( siehe Ortsgeschichte vom Jahre 1931) wurde als Gemeindevorsteher Emil Hartel, Landwirt Nr. 19, gewählt, der dieses Amt durch die Zeit der größten politischen Zerrissenheit und Uneinigkeit im Orte mit starker Hand führte. Seine Amtsperiode geht erst im Jahre 1937 zu Ende. ( Anm. H. Emil Hartel versah dieses Amt bis 1945.)

Öffentliche Einrichtungen:

     Die Gemeinde Reigersdorf untersteht der politischen Bezirksbehörde Bärn; seit ........
Bezirksgericht: Hof - Kreisgericht: Olmütz -  Steueradministration: Bärn  - Steueramt: Hof - Gendarmeriepostenkommando: Hof - Ergänzungsbezirkskommando: Olmütz -  Post- und Telegraphenamt: Hof -  Pfarre: Hof -  Krankenhaus: Hof  - Nächste Apotheke: Hof  - Arzt: Hof -  Tierarzt: Hof  - Zahntechniker: Hof

 
Wohlfahrtseinrichtungen:

     1.) Im Jahre 1893 - 1896 wurde durch das Dorf von der Reichsstraße eine Bezirksstraße angelegt. Reigersdorf mußte 12.000,- fl. östr. W. beisteuern und nahm zu diesem Zwecke ein langjähriges Darlehen mit Amortisation auf, dessen letzte Rate im August des Jahres 1935 bezahlt wurde. (40 Jahre)
     2.) Im Jahre 1898 wurde die Kleinbahnstrecke Bärn - Andersdorf - Hof ausgebaut und Reigersdorf erhielt eine Haltestelle, knapp 2 km unterhalb des Dorfes. Zur Errichtung dieser Haltestelle zahlten die Gemeinden Hof und Christdorf einen entsprechenden Beitrag. Reigersdorf, das sich zu bezahlen weigerte, trug nichts bei.
     3.) Freiwillige Feuerwehr:
Die Freiwillige Feuerwehr wurde in Reigersdorf im Jahre 1898 gegründet. Erster Kommandant der FF wurde Rudolf Blaschke, Landwirt Nr.22. Die neugegründete Wehr hatte .......Mitglieder. Die fahrbare Feuerspritze wurde um den Preis von ..... im Dezember 1898 angeschafft. Als im Jahre 1899 (im Jänner) der Schafstall und der Schopfen der Wirtschaft des Oswald Krumpholz Nr.5 niederbrannte, wurde die neu angekaufte Spritze, die erst kürzlich zusammengestellt worden war, ohne vorhergegangene Probe das erste Mal verwendet und bewährte sich glänzend.
     4.) Weitere Vereine des Dorfes: 
a) Die Ortsgruppe des "Bundes der Deutschen" wurde im Jahre 1899 gegründet.
b) Der "Deutsche Kulturverband" besteht seit dem Jahre ... als Ortsgruppe.
c) Die Gemeindebücherei umfaßt heute ( 1936) 156 Bände.
d) Die "Spar- und Darlehnskasse" wurde im Jahre 1908 gegründet. Erster Obmann war der ehemalige Gem.Vorsteher Eduard Hartel Nr. 10.
     Zu 3): Das Gerätehaus der Freiw. Feuerwehr wurde im Herbste des Jahres 1899 durch den Bauführer Alois Mader aus Schönwald und dem Zimmermann Karl Domes aus Bautsch um den Gesamtpreis von 208 fl erbaut. Feuerlöschkörbe für die Feuerwehr und die Hausbesitzer wurden im Jahre 1900 angeschafft. 

     Im Orte befindet sich seit dem Jahre....... (ca. 1933 Anm. Hampel) ein Personenauto (Besitzer: Franz Benischke). Radioapparate sind zwei im Dorf. Besitzer der Gasthäuser unseres Dorfes: Otto Hartel Nr.44 und Josef Heger Nr.16.

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