Reigersdorf wird nach Wolny
ohne nähere Angaben 1269 erwähnt. Im Jahre 1397 kommt
Reigersdorf unter den zur Herrschaft Sternberg
gehörenden Ortschaften vor. Urkundlich befindet es
sich als Rychartice (slavische Umformung aus
Richartsdorf) in einem lateinischen Privileg d. J.
1410 im Hofer Gemeindearchiv. Im 14. Jahrhundert wird
Goldwäscherei und Bergbau betrieben.
1474 litt es unter
Pestkrankheiten und wurde durch die Kreuzzüge arg
verwüstet.
1552 wütet die Pest und das Dorf
war fast ausgestorben. Es war ein Teil des Lehengutes
Domstadtl und kam mit diesem, nachdem es einigemale
die Besitzer gewechselt, wieder an Sternberg.
1600 wird der Ort im Urbar
Reygersdorff genannt.
Im dreißigjährigen Krieg (1618-1648 ) litt der Ort
sehr durch die Kontributionen.
1640 wird Reigersdorf dem neuen
Herrschaftsamte Karlsberg zugewiesen.
1758 mußten die Reigersdorfer
dauernd Vorspanndienste leisten und wurden nach der
Schlacht bei Domstadtl zu Aufräumarbeiten des
Kampfgebietes kommandiert. Das Erbgericht ist auf Haus
Nr. 16 und hatte einen Grundbesitz von 175 Joch = 105
ha.
Die Besitzer des Erbgerichtes in Reigersdorf:
1566 ist in einem
tschechisch geschriebenen Kaufvertrag Adam Guresa als
Erbrichter in Reigersdorf erwähnt.1596 Thomas Öhler ,
Erbrichter. 1631 wurde das Erbgericht von den Dänen
zerstört. Dieses wüste Erbgericht kaufte im Jahre 1691
Simon Halbgebauer zum Preise von 96 Talern. 1661 Hans
Geier, 1666 Andreas Krones,( 600 Taler Kaufpreis) 1688
Michael Seidler, 1732 Karl Seidler, ( 600 Taler ),
1763 Ignaz Seidler (600 Taler ), 1795 Franz Seidler
(2300 Gulden ), 1830 Franz Seidler ( 3344 Gulden ),
1847 Adalbert Gondella (10000 Fl. ), 1854 Heribert
Beier ( 8010 Fl. ), 1855 Josef Heger (4000 Fl), 1865
Josef Krumpholz ( Kaufpreis des sogenannten
Kirchenerbes (7000 Fl) 1880 Josef Heger (8000 Fl) 1904
Robert Roßmanith und Wilhelmine R.(10000fl) 1917
Wilhelmine Roßmanith.
Reigersdorf ist ein
ausgesprochenes Reihendorf, dessen Häuser sich zu
beiden Seiten der Ortsstraße und des Dorfbaches
befinden u. zw. meistenteils mit der Giebelseite der
Dorfstraße zugekehrt. Die Bewohner ernähren sich
ausschließlich von der Landwirtschaft und sind Bauern
(25) und Häusler (14). Die Wirtschaftsgebäude bilden
mit den Stallungen, Scheunen, Schupfen und den
dazugehörigen Ausgedingerwohnungen einen viereckigen
Hof. Die landwirtschaftlichen Arbeiten waren in
früherer Zeit meist schwere manuelle Arbeiten, denn
die Maschinen haben sich hier nur sehr langsam und
spät eingeführt. Während früher das Stroh auf der
sogenannten Siedlade zu Häcksel geschnitten ward,
wobei das Stroh mit dem Messer durch den Druck der
Hand geschnitten wurde, suchte man sich später diese
Arbeit dadurch zu erleichtern, daß man einige Messer
(meist 3 ) durch eine Drehscheibe in drehende Bewegung
versetzte und dadurch das zugeschobene Stroh auf
leichtere Art zerschnitt. Diese einfache Maschine, die
man Drehlade nannte, wurde im Jahre 1865 hier
eingeführt. Das Säen besorgten Männer und Frauen mit
der Hand und erst im Jahre 1905 wurde im Dorfe die
erste Sämaschine vom Wirtschaftsbesitzer Rudolf Zimmer
angekauft, Kaufpreis ? K. Die erste Mähmaschine kaufte
Oswald Krumpholz für seine Wirtschaft (Landwirtschaft)
im Jahre 1903, die erste Getreidemähmaschine Karl
Polzer (? ).
Einen Haupterwerbszweig
bildete vor Jahren der Anbau von Lein. Der Flachs
wurde in 4 zur Gemeinde gehörenden Brechhäusern selbst
hergerichtet und teils von den Mitgliedern der
Bauernhäuser selbst gesponnen. Das dem damaligen
Vorsteher Hartel Nr.10 gehörende Brechhaus unterhalb
des Dorfes brannte im Jahre 1897 ab, wobei außer der
Dezimalwaage nichts gerettet werden konnte. Dieses
Brechhaus wurde nicht mehr aufgebaut. Die zwei noch
stehenden Brechhäuser dienen jetzt als Strohmagazin.
Sie gehören eins zur Wirtschaft Nr. 5 und eins zu Nr.
22 u. 28.
Dienstboten: Man unterschied
bei ihnen Großmagd, Kleinmagd und Knecht. Eine
Großmagd erhielt einen jährlichen Lohn von 12-15 fl,
eine Kleinmagd 10 fl und ein Knecht 24 fl. Jeder
Dienstbote hatte aber noch das Recht, sich selbst auf
dem Grunde des Herrn ½ Metzen Lein zu säen, den sich
jeder selbst versorgte und verarbeitete. Hierbei wurde
gegenseitig ausgeholfen. Für den Flachsbau galt die
Regel, daß der Samen in der Zeit vom 1.IV. bis 13. IV.
In die Erde kommen mußte, wenn die Ernte eine gute
sein sollte. Nach alter Regel brauchte der Flachs 90
Tage bis zur Reife.
Bis vor 60 Jahren wurden die
Äcker nur mit Stalldünger bedüngt. Im Bedarfsfalle
streute man Asche oder Kalkstaub. Eine Kopfdüngung und
Düngung mit Kunstdünger kannte man nicht, oder wendete
man sie nicht an, trotzdem sich im Ort eine Gipsmühle
befand. Der damalige Gemeindevorsteher Joh. Richter
ein überaus findiger und tatkräftiger Mann, dem die
Gemeinde viel zu danken hat unterhielt eine Gipsmühle.
Sie befand sich an der Seite des Pferdestalles des
jetzigen Besitzers der Wirtschaft Nr. 10 und wurde
durch Wasserkraft betrieben. Zu dem Zwecke legte
Richter zwei Mühlteiche an, einen kleinen der sich
oberhalb seiner Wirtschaft befand und einen großen der
sich an der Stelle der heutigen Dorfkirche und des
Gasthauses Hartel Nr. 44 ausbreitete. Die Mühle war
Tag und Nacht in Betrieb. Richter besaß 8 Paar Pferde,
welche die Fuhrwerkerei besorgten. Den Gips ließ er
mit seinen Pferden in Deutschland holen, mahlte ihn
und verschickte ihn mit den Fuhrwerken in die Hanna
und bis Südmähren, wo er reißenden Absatz fand. So kam
es häufig vor, daß die Fuhrknechte, deren Richter
immer mehrere besaß, oft erst nach 8 bis 10 Tagen mit
Wagen und Pferden wieder heim kamen. Diese Gipsmühle
war bis zum Jahre 1860 in Betrieb.
Die Zeit des
Getreideschnittes fiel schon früher so wie noch heute
auf Mitte August. Doch war mit dem Einführen des
letzten Getreides, der Kartoffeln, , Kraut und Rüben
die Arbeit im Bauernhause noch nicht beendet, ja sie
ruhte auch im Winter nicht. Ehemals klangen den ganzen
Herbst und Winter bis ins Frühjahr hinein das
Geklapper der Dreschflegel im Dorf hinab und hinauf.
Da gab es je nach der Zahl der Drescher einen ganz
bestimmten Takt. Den man in Sprüchlein nachahmte. Z.B.
bei drei Dreschern hieß es ,,Koch Grappsupp", vier:
,,Kuchenbacken" u.s.w. Das ausgedroschene Getreide,
geputzt, wurde wie noch jetzt, teils für den
Wirtschaftsbedarf vermahlen oder verschrotet, teils
als Samengetreide aufbewahrt und teils verkauft.
Der Preis betrug in den 80 er Jahren:
Korn: 5-6 fl. Weizen: -------
Hafer: 4-5 fl, Gerste: 4-5 fl. Stetig stieg das
Getreide, bis es in den Kriegs- und Nachkriegsjahren
seine Höchstpreise erhielt: Korn ------- Weizen
------- Hafer ------ Gerste140-160 fl.
Das Dorf besitzt auch eine
Windmühle, die Eigentum der Wirtschaft Nr. 10 ist, auf
deren Erbe sie auch steht ( Hofer Kirchsteig ). Die
Mühle vollständig aus Holz, wurde vom ersten
Gemeindevorsteher Johann (?) Richter auf seinem Erbe
erbaut. Sie war als Mahlmühle eingerichtet und
arbeitete als solche auch bis in die Kriegszeit (
1914-18 ). Dreimal brannte sie ab und wurde von
Richter immer wieder aufgebaut. Während des Krieges
wurde die Mahltätigkeit eingestellt und nur Graupe
"geschliffen" und Getreide verschrotet. Sie arbeitete
bis zum Jahre 1928, wo ein Gewittersturm sie derart
beschädigte, daß ihr Besitzer sie wegen der hohen
Kosten sie bis heute nicht wieder in Stand setzen
ließ. Die Windmühle ist ein Wahrzeichen des Dorfes und
es wäre jammerschade, wenn sie, die ein
Orientierungspunkt für Fremde und Einheimische ist,
einmal ganz vom Erdboden verschwinden würde. Ein
tüchtiges Stück Heimat ginge allen mit ihr
verloren!
Wie oben angeführt wurden alle Getreidesorten zur
Gänze mit den Flegeln ausgedroschen. Die erste
Dreschmaschine mit Handbetrieb dürfte in unserem Dorfe
um das Jahr 1870 vom Besitzer der Wirtschaft Nr. 1
Alois Richter eingeführt worden sein, der bald einige
weitere derartige Maschinen folgten. Es waren einfache
Maschinen ohne Schüttelwerk, wie sie noch heute ( 1936
) bei einzelnen Häuslern in Verwendung stehen. Bald
suchte man die schwere Handarbeit durch Triebkraft zu
ersetzen und verwendete Holzgöppel, von Pferden im
Göppelkreis gezogen ( Transmission ), die damals (
1875 ) von dem Reigersdorfer Tischlermeister Jakob
Mader und seinem Nachfolger Franz Hansel hergestellt
wurden. Die hölzernen Göppel wurden bald durch eiserne
ersetzt und damit Dreschmaschinen und
Strohschneidemaschinen betrieben. Im Jahre 1873 tat
sich eine Anzahl von Landwirten zusammen und kaufte
eine ( die erste ) Dampfmaschine mit einer
Dreschgarnitur und droschen den beigetretenen
Mitgliedern das Getreide aus. Auch in Hof wo sie noch
keinen Dampfkessel besaßen, fand die Reigersdorfer
Dampfdreschmaschine viel Beschäftigung. Nach
langjähriger Tätigkeit wurde der erste Dampfkessel (
nach Gundersdorf ) verkauft und ein neuer angeschafft
(1908); auch eine Dreschgarnitur wurde für den Preis
von 9000 fl gekauft. Erst 2 Jahre später (1910) kaufte
die Gesellschaft eine Presse für das Stroh dazu um
4000 fl. Erster Obmann der Gesellschaft war Oswald
Krumpholz Nr. 5. Seit 1918 Emil Hartel Nr. 19.
Als dann im Jahre 1921 das
Dorf elektrifiziert wurde, verkaufte man den
Dampfkessel (Ersteher: Siegmund Krumpholz Nr.2) und
erstand einen Elektromotor für den Preis von 11000 Kc.
Mit der Zeit schaffte sich jeder Bauer und die meisten
Häusler einen eigenen Elektromotor an, auch eine
Flegeldreschmaschine wurde angekauft, so daß jetzt
eine Dreschmaschine mit Hand- oder Göppelbetrieb nur
ganz selten ist.
Eine bedeutende
Einnahmequelle des Landwirtes bildete schon seit jeher
die Viehzucht, und zwar Schweinemast und Aufzucht von
Jungrindvieh. Die zur Schweinezucht notwendigen Ferkel
wurden entweder durch eigene Schweinezucht
herangezogen (Rasse; Deutsches Edelschwein) oder auf
den Ferkelmärkten in Olmütz und Sternberg gekauft.
Dies waren die sogenannten Landschweine. Ein Paar
Ferkel kosteten um das Jahr 1900 den Betrag von 1 fl
bis 1 fl 70 kr. Während des Krieges stieg der Preis
der Jungschweine, so daß ein Paar Ferkel nach dem
Kriege bis 1900 kosteten
Viehpreise um das Jahr 1890:
Für ein gemästetes Schwein je nach Gewicht und
Qualität 40-50 fl .Eine Kuh 70-75 fl. Gute starke
Zugpferde erhielt man für 100-120 fl. Als
Gegenüberstellung die Preise, die man für Vieh im
Kriege und kurz nach Kriegsende meist nur im
Schleichhandel erzielte: Für Mastschweine erzielte
man, allerdings im Schleichhandel (und anders wurde
seinerzeit fast nichts verkauft) den Preis von 36-42
Per Kilogramm. Ein Pferd galt zu der Zeit (1918) 24000
bis 30000 Die Schweinezucht hat in den letzten Jahren
im Dorfe sehr zugenommen und jeder Landwirt hält eine
Anzahl von Mutterschweinen. Die letzte Viehzählung im
Jahre 1935 ergab in Reigersdorf einen Schweinebestand
von 496 Stück.
Die
Schule.
In den früheren Zeiten
unterrichteten in Reigersdorf die Eltern ihre Kinder
selbst, oder es fand sich einer der begabteren
Bewohner des Dorfes, der den Unterricht der
Kinder übernahm. Als aber die naheliegende Stadt Hof
darauf drang, daß die Kinder der
Gemeinde Reigersdorf, die schon damals zum
Pfarrsprengel Hof gehörte, nach Hof eingeschult werden
sollten, da lehnten sich die Bewohner gegen diese
Anmaßung auf und erhoben Protest beim Kreisgerichte in
Olmütz, Man vertröstete sie dort, daß man die Sache
untersuchen werde und es kam auch im Frühling des
Jahres 1785 von Olmütz die sogenannte
kreisgerichtliche Kommission die Sache zu Protokoll zu
nehmen. Der Sachverhalt wurde untersucht und auch die
Strecke von Reigersdorf bis zur Hofer Schule gemessen
und gefunden, daß diese Strecke über eine halbe Meile
(4,5 km) betrage. Auf Grund dessen wurde die
Einschulung nach Hof nicht anerkannt. Die Gemeinde
Reigersdorf mußte sich verpflichten ein Schulhaus zu
beschaffen. Da die Schülerzahl eine kleine war gab die
Gemeinde das Gemeindehaus (das sogenannte Hirtenhaus)
her und in diesem wurde bis zum Jahre 1839 der
Unterricht erteilt. (Ehemalige Hausnr. 32). Abgebrannt
am 7. Oktober 1899. Da jedoch die Schülerzahl von Jahr
zu Jahr wuchs, erfüllte dieses Haus im Jahre 1839
seinen Zweck nicht mehr, es wurde verkauft und der
Grund zu dem neuen Schulgebäude gelegt, das auch noch
im Jahre 1839 fertiggestellt wurde, so daß es noch im
Herbste des Jahres 1839 von den Schülern als auch vom
Lehrer bezogen werden konnte. Dieses Schulhaus war
anfangs mit Schindeln gedeckt; da man aber in die
Feuerversicherung eintreten wollte, mußte es mit
Schiefer gedeckt werden. Das Lehrzimmer, das
Wohnzimmer, eine Kammer, ein Kuhstall und ein Keller
und Bodenraum waren die Räumlichkeiten dieses Hauses.
Später wurde aus dem Kuhstall ein Zimmer und aus der
Kammer eine Küche gemacht. In der Mitte der
Straßenseite befand sich der Eingang. Zu diesem führte
früher von Nord und Süd je eine hölzerne Stiege. Da
diese im Laufe der Zeit faul wurde, ließ die Gemeinde
im Jahre 1882 eine neue gemauerte Steinstiege direkt
von der Straße aufführen. Der so auf beiden Seiten
gewonnene Raum wurde vom damaligen Lehrer Dokoupil
eingezäunt wozu die Gemeinde 11 fl beisteuerte, um in
einen Garten verwandelt zu werden. Im Lehrzimmer
befand sich seit Errichtung des Schulgebäudes ein
Kachelofen mit Heizung von außen. Mit der Zeit jedoch
entsprach dieser nicht mehr seinem Zwecke und es wurde
von der Gemeinde im Jahre 1885 ein eisener
Regulierofen angeschafft. Der erste Lehrer, der die im
Jahre 1785 gegründete Schule in Reigersdorf bezog, war
Paulus Furche, der nach 33jährigem Wirken in Hof
begraben ward. Der Gehalt der Lehrer war ein derart
geringer, daß sie zu allen möglichen
Nebenbeschäftigungen gezwungen waren. Der Gehalt des
Furche betrug 42 fl. Als Furche im Jahre 1818 starb ,
blieb die Schule bis Jänner 1820 ohne Lehrer. Im
Jänner 1820 trat Josef Kluger als geprüfter Lehrer
seinen Schuldienst in Reigersdorf an. Er wirkte bis
zum 30. November 1871 (51 Jahre!), in welchem Jahre er
wegen sehr geschwächten Augenlichtes in den Ruhestand
versetzt wurde. Vom Jahre 1854 an hatte er 210 fl
jährl. Gehalt, als Pensionist erhielt er 300 fl. Am 1.
Dezember 1871 trat dann Johann Granzer diesen seinen
Dienst hier an, und bezog samt Einrechnung des
Ertrages der Schuläcker ein Gehalt von 400
fl.i.J.
Lehrkräfte die seit Gründung der Schule in Reigersdorf
bis 1945 wirkten:
1785-1818 Paulus Furche
1818-1820 kein Lehrer
1820-1871 Josef Kluger
1871-1874 Johann Granzer
1874-1879 Anton Schwarz
1879-1882 Konstantin Dokoupil
1882-1886 Alois Hornung
1886-1905 Franz Lachovsky
1905-1907 Guido Brandt
1907-1915 Ernst Hertl
1915-1916 Angela Kunz
1916-1918 Adolfine Frey
1918-1919 Norbert Benischke - Auguste Seidler
- Erwine Kröner.
1919-1920 Johann Benirschke
1920-1925 Oskar Kuntscher
1925-1926 Hedwig Brauner
1926-1931 Max Matzner
1931-1940 Alois Nickmann
1940-1944 Herta Kretschmer (verh. Länger)
1944 Mai bis Juli Fr. Gertrud Rippl
1944-Juli bis Mai 1945 Arthur Siebert. |
Das Schulhaus , das nun
bald 1939 sein hundertjähriges Bestandsfest feiern
kann, entsprach schon in den neunziger Jahren nicht
mehr den Anforderungen die an eine Schule gestellt
werden. So schreibt die Schulchronik: " Am 13. April
1893 besichtigte der damalige k.k. Bezirkshauptmann
Vischolwitzer mit einem Arzte die hiesige Volksschule
und es wurde der Gemeinde der Auftrag erteilt, die
sanitären Übelstände in der Nähe der Schule zu
beseitigen; auch kam ein Auftrag betreffend des Baues
einer neuen Schule."
Und nun erfolgten alljährlich
die behördlichen Aufträge zur Erbauung einer neuen
Schule. Im Jahre 1914 erwirkte der damalige
Bezirkshauptmann R. Plschek eine Subvention von 7500.-
Kronen, ungefähr ¼ der Bausumme. Die von Baumeister
Placht aus Römerstadt gemachten Pläne waren schon im
Frühjahr 1914 seitens der Behörde genehmigt worden,
sodaß dem Bau nichts mehr im Weg stand. Der Bau wurde
auch ausgeschrieben und die Offerte am 13. Juni
geöffnet. Die offerierenden Baumeister waren: 1.)
Baumeister Rieger Bennisch, 2.) Baumeister Kunz
Bautsch, 3.) Baumeister Balmer Stadt Liebau 4.)
Baumeister Böhm Bärn, 5.) Baumeister Placht
Römerstadt, 6.) Baumeister Müller Hof.
Dem Baumeister Hugo Müller aus Hof wurde der Bau
übertragen..
In die Schulbaukommission wurden folgende Herren
gewählt: Johann Krumpholz, Oswald Krumpholz, Rudolf
Blaschke, Franz Hansel, und Josef Kolb.
Es wurde auch gleich mit der
Zufuhr von Ziegeln und Mauersteinen, Sand und Kalk
begonnen und der Grund ward ausgehoben. Schon stand
die Grundmauer- da erfolgte die
Mobilisierung. Der Weltkrieg begann und Baumeister
Müller muß einrücken und der Bau kommt zum Stillstand.
Nun wurden im Laufe der Zeit die vorhandenen
Baumaterialien seitens der Gemeinde verkauft, das
übrige entwendet und zu Kriegsende 1918 stand die
Angelegenheit Schulbau wieder soweit wie viele Jahre
zuvor, nur war die Gemeinde im Besitze eines
Schulbauplatzes, den sie im Dezember 1913 vom
Grundbesitzer Oswald Krumpholz Nr. 5 um den Preis von
600 gekauft hatte.
Am 1.Juli 1933 erschien eine
Kommission mit Herrn Bezirkshauptmann Langer, Herrn
Sanitätsrat Poppe und Herrn Bezirksschulinspektor
Seidler sowie zwei Ingenieuren, die sämtliche
Übelstände der Schule zu Protokoll nahmen. Hierauf
erhielt die Gemeinde den strikten Auftrag, an den
Neubau einer Schule zu denken. Doch auch diesem
Auftrag konnte bis jetzt nicht nachgekommen werden:
1.) Ist trotz Bemühungen allerseits kein Darlehen
aufzutreiben und 2.) wurde der von der Gemeinde
seinerzeit gekaufte Schulbauplatz infolge zu großer
Feuchtigkeit von einer neuerlichen Kommission nicht
mehr genehmigt. Verhandlungen mit der Landwirtin
Wilhelmine Roßmanith Nr.16 wegen Abtretung
eines Teiles ihres Gartens zum Schulbauplatz sind
im Gange. Hoffentlich kommt es nun doch bald zu einer
Lösung der Schulbaufrage, denn bei der stets
ansteigenden Schülerzahl werden die Zustände in
unserer alten Schule immer haltloser.
Die
Kirche.
Vor dem Jahre 1873 besaß die
Gemeinde nur eine kleine Kapelle, in der die Gläubigen
ihre Andachten abhalten konnten, in welcher jedoch
kein Gottesdienst abgehalten wurde. Weil nun
einerseits diese Kapelle baufällig war und anderseits
weil die Bewohner von Reigersdorf darnach strebten
wenigstens einige Male im Jahr Gottesdienst im Orte zu
haben, schritt man an den Bau einer Kirche. Nur der
tatkräftigen und umsichtigen Organisation des
Kirchenbaus durch den damaligen Gemeindevorsteher
Richter ist es zu danken, daß die Gemeinde Reigersdorf
im Besitze einer derartig großen und schönen Kirche
ist.. Die ganze Kirche wurde durch freiwillige Robot
seitens der Gemeindeangehörigen erbaut. Richter der
die Seele des Ganzen war, wußte die Bewohner des
Dorfes so zu begeistern und für die gute Sache so zu
gewinnen, daß alle seinem Rufe folgten und willig
diese freiwillige Robot auf sich nahmen.
Ein solcher Mann fehlt heute
in der Gemeinde; die so notwendige Schule würde ebenso
leicht und ohne zu große Opfer erbaut. - Ehre seinem
Andenken!
Und nun ging es mit frischem
Mut an den Bau des Gotteshauses. Die Bauern schafften
mit ihren Fuhrwerken die Baumaterialien herbei und
sandten ihre entbehrlichen Leute zur Handlangerarbeit.
Die zum Bau benötigten Ziegel brannte
Gemeindevorsteher Richter selbst in seinem Ziegelofen
der sich unterhalb des Ortes befand. Baumeister
-------- aus Odrau begann im Jahre 1870 mit dem Bau.
Die Zimmermannsarbeiten leistete ein Neititscheiner.
Bis zum Jahre 1873 wurde an der Kirche gebaut und im
---------- dieses Jahres wurde der Turmknopf der
Kirche mit dem Kreuze aufgesetzt. Im Turmknopf
befindet sich eine Gedenkschrift der damaligen
Gemeindevertretung, sowie eine ganz beträchtliche
Summe damaligen Geldes.
Durch die tatkräftige
Mitwirkung der Bewohnerschaft stellte sich der ganze
Kirchenbau Maurerarbeiten auf 12000 fl. ö.W, ( =
österreichische Währung) welcher Betrag auch dem
Baumeister ausbezahlt wurde. Das Geld wurde dadurch
aufgebracht , daß die Gemeinde einen Teil ihres Waldes
schlagen ließ und das Holz verkaufte. Die
fertiggestellte Kirche wurde dem hl. Antonius von
Padua geweiht und dessen Gedenktag , der 13. Juni,
wird noch alljährlich als Ortsfeiertag (kleine Kirmes)
festlich begangen. Das Kreuz auf der Spitze des
Turmes spendete der Vorsteher Josef Richter;
Anschaffungspreis 100.-fl.
Alle haben an der Erbauung
des Gotteshauses wacker mitgeholfen, nur ein Einziger
hatte sich ausgeschlossen: Benedikt Polzer auf Haus
Nr.2 weigerte sich, trotzdem er sich seinerzeit
verwilligte beim Bau der Kirche mitzuhelfen, auch eine
Entschädigungssumme zu zahlen. (Geld wurde auch zur
Innenausstattung der Kirche benötigt). Aus dieser
Streitigkeit erwuchs eine gerichtliche Klage. Bei der
Verhandlung beim Bezirksgericht Sternberg wurde
Benedikt Polzer nicht nur für ersatzpflichtig
verurteilt, sondern mußte auch die Gerichtskosten zur
Gänze bezahlen. Um nun ihre Kirche auch innen würdig
auszugestalten, schuf die Gemeinde im Jahre 1903 eine
neue Orgel. Diese ist eine Rieger-Orgel, ein
einmanualiges Werk Opus 1549 in wundervoller
Ausführung. Der Anschaffungspreis betrug -----Kč.-.
Nun hat Reigersdorf ein Gotteshaus, mit dem es sich
würdig an der Seite einer jeden größeren Landgemeinde
zeigen kann und die Bewohner können stolz darauf sein,
denn nur durch ihre und ihrer Vorfahren Hände Arbeit
war es möglich, ein derartiges Werk zu schaffen! Das
letzte Mal wurde die Kirche im Jahre 1931 durch den
heimischen Kirchenmaler Schober aus Bautsch renoviert
und ausgemalt. Preis 4000.- Gottesdienste wurden in
unserer Kirche abgehalten: An den Gemeindegedenktagen
(19. März, kleine Kirchweihe- Sonntag nach Anton, zur
großen Kirchweihe) ferner am Aschermittwoch, weiters
Brautmessen und Totenmessen. Nachmittagsandachten
sogenannte Christenlehren mit einem Geistlichen aus
Hof finden an jedem 2. Sonntag in der Fasten- und
Adventszeit statt. Ohne Priester werden an jedem Sonn-
und Feiertagen Nachmittagsandachten abgehalten, ebenso
Rosenkranzandachten und Maiandachten an jedem Tag im
Monat Mai.
Der
Friedhof.
Nachdem die Ortskirche erbaut
war, ging die Gemeinde daran, einen Friedhof
anzulegen. Die Gemeinde schlug als Platz hierfür den
Gemeindegrund Parz. Nr142/2 gegenüber der Wirtschaft
Nr.13 des Theodor Krumpholz vor. Da sich jedoch
Theodor Krumpholz nicht einverstanden erklärte, so
nahe vor seinen Fenstern die Begräbnisstätte zu haben,
mußte ein anderer Platz gewählt werden. Theodor
Krumpholz kaufte das Grundstück Parz Nr.656 und
tauschte es mit der Gemeinde gegen den Platz seinem
Hause gegenüber ein und nun wurde im Jahre 1873 auf
Parz.Nr.656 der Ortsfriedhof errichtet. Theodor
Krumpholz stiftete auch das hölzerne Friedhofskreuz.
Die Friedhofsmauer wurde im Jahre 1901 durch den
Maurermeister J. Wisur aus Bärn errichtet. Die
Gemeinde zahlte ihm für den laufenden Meter 1fl-2Kc
aus. Die Mauer wurde mit Überlegsteinen belegt. Das
Sezierhaus am Friedhof wurde im Jahre----- aufgeführt.
In der Gemeindevertretersitzung vom 24.Mai1930 wurden
die Preise für Gräberplätze am Friedhof festgelegt:
Doppelgrabplatz auf 10 Jahre -30
Einzelgrabplatz " 15 Kč
Reihengrab " 3 Kč
Kindergrab " 2 Kč
Im Turm der Kirche befanden
sich 3 Glocken, die ein sehr harmonisches Geläut
ergaben. Zwei dieser Glocken wurden 1878 von der
Gemeinde, die dritte von Ignaz Blaschke gestiftet. Von
diesem Geläute büßte Reigersdorf zwei Glocken ein.
Zwei Glocken mußten den Dienst fürs Vaterland antreten
und wurden 1915 von der Militärbehörde konfisziert und
abgenommen, zerschlagen und eingeschmolzen gingen sie
als Kanonen ins Feld.
Ein von der Gemeinde angelegter Glockenfond, der schon
über eine recht beträchtliche Summe verfügt, wird es
in absehbarer Zeit möglich machen, daß die Ortskirche
wieder zu ihrem vollen Geläute kommt.
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