Brauchtum in Reigersdorf |
Einige Bräuche aus Reigersdorf. In der sogenannten "guten alten Zeit," in der es weder Radio noch Fernsehen oder gar Computer gab, hatten die Leute noch Zeit und Muse altüberliefertes Brauchtum zu pflegen. Einige Bräuche,, welche bis zur Vertreibung praktiziert wurden seien hier erwähnt: Der Scheunenkater. Wenn die Arbeiten auf den Feldern beendet waren und der Winter Einzug hielt, war die Zeit gekommen, das Korn (Roggen), die Gerste und den Hafer, welche als Garben im sogenannten "Pansen" links und rechts der Tenne lagerten, zu dreschen. Da man aber nur kleine Dreschmaschinen besaß oder gar noch mit den Flegeln dreschen musste, war dies eine sehr aufwendige und langwierige Arbeit. So kam es oft vor, dass Weihnachten und Neujahr schon vorüber waren und aus manchen Scheunen noch immer das Brummen der Dreschmaschinen oder das Klipp-Klapp der Flegel zu hören war. Doch die Bauern waren auch ehrgeizig. Jeder trachtete möglichst bald fertig zu werden. Waren auf einem Hof die letzten Garben gedroschen und der Nachbar war immer noch nicht fertig, so konnte es passieren, dass des morgens. wenn die Leute in die Scheune kamen der "Scheunenkater" sie begrüßte. Der Scheunenkater, ein unidentifizierbares Wesen, man nahm in der Regel einen Hasenbalg, stopfte ihn aus, formte mit Stroh einen Kopf, er sollte möglichst hässlich aussehen und brachte ihn des nachts in die Scheune des Nachbarn. Manch ein Bauer soll sich dann sehr geärgert haben. Das Maisingen. Auf den vierten Fastensonntag hatten sich die kleinen Mädchen schon lange gefreut. Denn jetzt durften sie ein kleines Fichtenbäumchen mit bunten Bändern schmücken und von Haus zu Haus gehen und ein kleines Verslein singen. Das war in der Regel ein Loblied auf die Schönheit und Güte des Bauern, der Bäuerin und der Kinder. Danach bekamen sie ein kleines Geldgeschenk und gingen weiter. Das Klappern, war wohl einer der schönsten Bräuche in unserer Heimat. Schon während der Fastenzeit trafen sich die gesamten schulpflichtigen Buben beim Brechhaus, welches etwas außerhalb des Ortes stand, zur Klapperprobe. Zuerst musste aber der Klapperhauptmann gewählt werden. Das war in der Regel einer der ältesten Buben. Zu den ersten Übungen gehörte das Marschieren im Gleichschritt. Das war für die kleinen Erstklässler welche vorn marschieren mussten oft gar nicht so einfach. Dann kam die Übung mit der Klapper. Denn man klapperte nicht einfach durcheinander. Mann musste mit dem linken Fuß beginnen und wie bei einer Marschtrommel eins - zwei - drei - vier - fünf - schlagen. Es musste oft geübt werden bis alles klappte. Am Morgen des Karfreitag war es dann soweit. Denn ab Gründonnerstag abends schwiegen ja die Glocken. Und immer, wenn sonst die Glocken geläutet hätten, zogen die Klapperbuben mit ihrem Klapp-Klapp-Klapp-Klapp-Klapp durch die Ortschaft. Begonnen wurde immer oben beim ersten Haus Benischke Hsnr. 27. Und unten beim letzten Haus vor der Schlosserei Morbitzer endete der Marsch. Ein Vorteil, dass unser Dorf ein Reihendorf war, so konnten alle das erste mal schon morgens um 6 Uhr die Buben hören. Es ging weiter mittags 12 Uhr, am Nachmittag, bevor in Hof die Karfreitagsliturgie begann, und natürlich auch abends zum "Engel des Herrn". Am Karsamstag wiederum um 6 Uhr in der Früh. Um 9 Uhr begann in Hof damals noch wie es der Brauch war die Auferstehungsfeier und vorher wurde für dieses Jahr das letzte mal geklappert. Die Buben strengten sich dabei ganz besonders an, wollten sie doch einen guten Eindruck hinterlassen. Keiner fehlte auch beim letzten Marsch. Denn jetzt kam etwas, was die ganze Sache auch lukrativ machte. Sie gingen nämlich in die Häuser und erbaten den Lohn für ihre Mühe. Von Haus zu Haus zogen sie und mit dem traditionellen Sprüchlein: "Wir bitten um den Klapperkreuzer" erbaten sie ein kleines Geldgeschenk, welches natürlich an alle gleichmäßig verteilt wurde. Ein sicher schöner Brauch, ein Stück Kulturgut das wohl mit der Vertreibung für immer verlorengegangen ist. Am Karsamstag, noch vor Sonnenaufgang fand in Hof vor der Pfarrkirche die Feuerweihe statt. Und einer aus der Familie musste früh aufstehen um dabei zu sein. Bei uns machte das immer mein älterer Bruder. Schon am Tag vorher wurde ein schönes astfreies Holzscheit hergerichtet welches ebenfalls mit dem Feuer geweiht wurde. Mein Vater breitete nun ein großes Tuch auf den Boden, denn darauf wurden nun aus dem Holz kleine Kreuzchen gefertigt und man achtete sehr darauf, dass ja kein Spänchen verloren ging oder gar in den Schmutz getreten wurde. Am Ostersonntagmorgen wurden nun diese Kreuzchen in die Saatfelder zu kleinen Gruppen von drei Stück und einem Palmzweiglein gesteckt. Um so den Segen Gottes für die Saat zu erbitten. (Kreizlasteckn) Polzer Lothar weiß noch von einem anderen Brauch zu berichten: Saatreiten zur Osterzeit in der Heimat: Einer der schönsten Bräuche war das Saatreiten am Ostersonntag. Leider nicht ganz ungefährlich. Immer wieder kamen Unfälle vor. Durch Hufschlag, Verletzungen der Pferde, Abwerfen des Reiters mit Krankheitsfolgen u. dgl.. Weder Pferd noch Reiter waren das Reiten gewohnt. Darum hatten viele Bauern Angst um ihre Pferde. Oft waren die Pferde nicht versichert und kosteten ein kleines Vermögen. Manchmal bekam nicht einmal der eigene Sohn vom Vater die Erlaubnis zum Mitreiten. Man brauchte das volle Vertrauen des Pferdebesitzers, wenn man ein Pferd zum Saatreiten haben wollte. Hat man doch die Erlaubnis bekommen, waren schon Wochen vorher Vorbereitungen erforderlich. Als Erstes wurden die Pferde vom Hufschmied frisch beschlagen. Die Winter-Hufeisen wurden gegen solche für den Sommer ausgewechselt. Ein Sattel und passendes Zaumzeug musste besorgt werden. Stiefel und Stiefelhose für den Reiter. Am Feierabend wurde das Lederzeug, die Messingplatten und die Schnallen auf Hochglanz poliert. Schon am Karsamstag wurde die Mähne und der Schweif des Pferdes sauber gewaschen. Die Hufe mit Schuhkreme schwarz gestrichen und blank gebürstet. Am Ostermorgen schon um 4 Uhr oder noch früher aufgestanden, die Pferde gefüttert, gestriegelt, gebürstet, die Mähne und die Schweifhaare gekämmt, sie durften nicht strähnig sein, oft wurden sie "eingeflochten". Anderorts wurden Seidenbänder in Schweif und Mähne eingeflochten und die Reiter trugen grüne Schärpen. Dann schnell Kaffee getrunken, angekleidet und gesattelt. Die Decke unter dem Sattel durfte keine Falten bilden, sonst gab es Satteldruck auf dem Rücken des Pferdes, oder der Reiter wurde abgeworfen. Um 6 Uhr ging es zum Hoftor hinaus (Blaschke Rudolf Reigersdorf) nach Hof wo sich auf dem Ringplatz die Reiter der ganzen Pfarrei sammelten. Es waren oft 30 Reiter oder mehr. Durch das Zusammentreffen von fremden Pferden traten oft Probleme auf. Die Tiere vertrugen sich nicht immer und reagierten manchmal mit Beißen und Schlagen In Zweierreihe formiert, zogen sie sodann vor die Pfarrkirche wo sie vom Pfarrer mit Messner und Ministranten bereits erwartet wurden. Der Kreuzl - Vater (Reiter welcher das Kreuz trug) sprach sodann zum Pfarrherrn: "Nach alter deutscher Sitte, Vereinen wir uns heut zum Saatenritte. Gebt, Hochwürden zu dem Ritt, Uns ein Kreuzlein mit. Guter Geist soll in uns walten, wir wollen es in Ehren halten "
"Das Kreuz welches wir mit uns führten, Nun wurden die Pferde
schnell untergebracht. Im Haupteingang stehend nahmen
die Reiter am Hochamt teil. Nach dem Gottesdienst
holten die Reiter ihre Pferde und der
Lichtblau-Fotograf machte noch einige Bilder zur
Erinnerung. So kamen sie erst nach 12 Uhr wieder
zuhause an. Bis die Pferde wieder versorgt waren war
es oft 15 Uhr oder gar später. Das alles kostete viel
Mühe und Arbeit und setzte einen Idealismus voraus.
Für die Burschen und Männer war es ein Ehrentag.
Konnte man doch seine schneidigen Rösser vorzeigen.
Die Pferdebesitzer waren stolz wenn sie ein Lob von
Bekannten bekamen. Am Abend nach der Stallarbeit war
oft ein Saatreiter - Kränzchen. Die Mädchen wurden
durch einen Ehrentanz von ihren Burschen für das
Mithelfen beim Kranzflechten und Lederzeugputzen
belohnt |
Saatreiter 1937 |
Saatreiter vor dem Kriegerdenkmal in Hof |